„Patriarch des abendländischen Mönchtums“ wird der hl. Benedikt (+ 547) genannt, und seit 40 Jahren auch „Patron Europas“. Aber sein Leben ist historisch nicht leicht zu fassen. Papst Gregor der Große hat es am Ende des 6. Jahrhunderts im 2. Buch seiner „Dialoge“ beschrieben. Darin sind die einzigen uns überlieferten biographischen Hinweise, die aber in der literarischen Form der Legende verfasst sind und also keine eigentliche Biographie bieten.
Um Benedikt kennenzulernen, verweist uns Gregor auf dessen Regel, wenn er in den Dialogen schreibt:
„Inmitten der vielen Wunder, durch die der Mann Gottes in der Welt glänzte, leuchtete er auch ganz besonders durch das Wort seiner Lehre hervor. Denn er hat eine Regel für Mönche verfasst, einzigartig in weiser Mäßigung, lichtvoll in ihrer Darstellung. Wer sein Leben und seinen Wandel genauer kennenlernen will, der findet in den Vorschriften der Regel alles, was er als Lehrmeister vorgelebt hat. Denn der Heilige konnte nicht anders lehren, als er lebte“
Die Regel bietet uns also zusammen mit den Dialogen den Zugang zu Benedikts Persönlichkeit.
Darin erscheint er uns vor allem als der Mensch, der ganz Ohr geworden ist für das Wort Gottes. „Ausculta – Höre“ ist das erste Wort der Regel. Damit beginnt der Weg der Rückkehr des Menschen zu Gott. Als junger Student hatte sich Benedikt aus dem Treiben der Stadt Rom zurückgezogen, um in der Einsamkeit einer Höhle allein Gott zu suchen.
Christus ist Ziel und Mitte seines Lebens. Dies geht aus vielen Regelstellen hervor. Benedikt findet IHN in allen Begegnungen des Alltags: Christus im Mitbruder, in den Kranken, in den Gästen, vor allem in den Armen.
Benedikt liebt die Gemeinschaft. Er weiß, dass sie ihm auf dem Weg der Gottsuche helfen kann. Nachdem er drei Jahre in der Einsamkeit gelebt hatte, erfährt er von einem ihn besuchenden Priester, dass es gerade Ostersonntag ist. Benedikt kehrt in die Gemeinschaft der Menschen zurück. Von da an sammeln sich Brüder um ihn.
Als Abt ist Benedikt der Vater und Lehrer seiner Mitbrüder. Er gibt seine geistliche Erfahrung weiter und leitet die Gemeinschaft in Güte und Geduld, aber auch mit Konsequenz und Festigkeit. Er weiß um seine Verantwortung.
Benedikt ist der „Gesegnete“ (benedicere = lat. segnen), ein Mann des Segens und der Güte für andere. Auf sein Segenszeichen hin zerspringt der Giftbecher, den die feindseligen Mönche von Vicovaro ihm geben wollten. Benedikt verlässt Vicovaro.
In der Gegend von Subiaco gründet Benedikt zwölf Klöster mit jeweils zwölf Mönchen. Sein Ruf verbreitet sich weiter. Das erweckt den Neid des Priesters Florentius. Benedikt weicht dem Neider aus. Er ordnet alles in seinen Klöstern und zieht mit wenigen Mönchen nach Montecassino.
Am Ende seines Lebens hat er auf dem Berg bei Cassino den Gipfel der Kontemplation erreicht. „Er sah die ganze Welt in einem einzigen Lichtstrahl.“ (Dialoge Kap.35) Sein Herz war weit geworden.
Benedikt stirbt, gestärkt durch den Empfang der Eucharistie, in der Kirche stehend mit zum Gebet erhobenen Händen. „Er ließ seine geschwächten Glieder von den Händen seiner Schüler stützen, so stand er da, die Hände zum Himmel erhoben, und hauchte unter Worten des Gebetes seinen Geist aus“ (Dialoge Kap.35).