Die Schlüsselmuttergottes

In der Fürstenkapelle steht die wohl älteste Marienstatue des Klosters: die Schlüsselmuttergottes. Es ist eine spätromanische thronende Madonna aus Holz. Sie war das ursprüngliche Altarbild des Andreasaltares, des Hauptaltars der Fürstenkapelle. Dieser wurde 1503 durch den Annenaltar ersetzt, und die Marienstatue fand einen anderen Standort. Kopf, Hände und das Jesuskind sind nicht mehr original, sie wurden später erneuert. In einem Baubericht von 1832 ist diese Statue erstmals schriftlich erwähnt.

Viel älter sind die Geschichten, die mit diesem Bildnis verbunden sind: „Es war mitten in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Ganz Deutschland war von fremden Kriegsvölkern überschwemmt… Auch die Nonnen hinter Lichtenthals geweihten Mauern hatten davon vernommen… In banger Sorge beschlossen sie, als man vom Herannahen des Feindes hörte, ihr Heil in der Flucht zu suchen… Ehe man aber das teure Heiligtum verließ, versammelte man sich noch einmal in der Kirche und flehte den Herrn und seine gebenedeite Mutter an um Schutz für sich selbst und für die heilige, von Verwüstung bedrohte Stätte. Plötzlich erhob sich wie auf höhere Eingebung die Äbtissin, trat auf das Marienbild am Seitenaltare zu und hing diesem die Schlüssel des Hauses über den Arm, so gleichsam der himmlischen Schutzherrin Lichtenthals feierlich die Behütung des Heiligtums übertragend…“ (Nach: Maria Deodata, Ord.Cist., Frauenkloster Lichtental, 1915)

Dann flohen die Nonnen in die Wälder. Die Legende erzählt weiter, dass den beutegierigen Soldaten, die das Tor schon eingeschlagen hatten, eine lichtumstrahlte hoheitsvolle Frauengestalt entgegentrat, in der einen Hand die Schlüssel, mit der anderen zum Ausgang weisend. Die entsetzten Soldaten flohen, das Kloster blieb verschont. Insgesamt wurde es in den verschiedenen Kriegen, die das badische Land überzogen, mehrfach geplündert, überstand aber alle schweren Zeiten. Das Gotteslob ist mit Ausnahme weniger Tage in Lichtenthal niemals verstummt.

Als im zweiten Weltkrieg das Kloster von der Aufhebung durch das Naziregime bedroht war, fügte Äbtissin M. Bernarda Geiler der Schlüsselmuttergottes zu den beiden Schlüsseln den des Klostertores hinzu. Maria erwies sich ein weiteres Mal als Beschützerin des Klosters, Lichtenthal überstand auch das „Tausendjährige Reich“.

Die Schlüsselmuttergottes – nur eine Legende?