Der Cistercienserorden entstand in einer Zeit der Hochblüte der Marienfrömmigkeit. Man hatte neu entdeckt, dass Jesus Christus als Mensch unter Menschen gelebt hatte. Er ist unser Bruder geworden und so Maria auch die Mutter der Gläubigen, der Kirche. Alle Cistercienserkirchen sind Maria, der Königin des Himmels, geweiht. Hauptfest des Ordens ist der 15. August, das Fest „Mariä Aufnahme in den Himmel“. Auch in Lichtenthal wird es festlich begangen mit Prozession, Kräuterweihe und feierlichen gregorianischen Gesängen.
In unserem Kloster geben zahlreiche Statuen und Bilder Zeugnis von der Verehrung, die Maria hier zuteil wird, Im Laufe des Kirchenjahres ergänzen viele Marienfeste die großen Feste unserer Erlösung. Sie zeigen uns Maria jeweils unter einem anderen Aspekt, der unserem geistlichen Leben neue Impulse geben kann. Eine Besonderheit in Lichtenthal ist die noch aus der Zeit der Romanik stammende „Schlüsselmuttergottes“, der wir den Schutz, den das Kloster seit 775 Jahren immer erfahren durfte, zuschreiben.
Das älteste überlieferte Mariengebet beginnt: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, du heilige Gottesmutter“… Das Motiv stammt noch aus der Antike: Ein neugeborenes Kind galt als in die Familie aufgenommen, wenn der Vater es unter seinen Mantel nahm. Damit wurde dem Kind die Fürsorge und der Schutz der Familie zuteil. Wenn ein Verfolgter etwa im Krieg oder vor den Bluträchern unter den Mantel des Landesherrn flüchten konnte, stand er unter dessen Schutz. Wir finden Zuflucht in den Nöten und Gefahren unseres Lebens bei der Mutter Jesu. Im Deckengemälde unseres Kapitelsaales ist das Kloster Lichtenthal mit der klösterlichen Gemeinschaft unter dem Schutzmantel der Gottesmutter dargestellt. Dies ist nicht nur ein frommer Wunsch, denn es ist schon ein einzigartiges Phänomen, wie unser Kloster die 775-jährige Geschichte mit allen Gefährdungen überstanden hat. Ohne einen besonderen himmlischen Schutz ist dies nicht zu erklären.
Marienfeste im Kirchenjahr
8. Dezember: Mariä Empfängnis
Weil Maria die Mutter des Herrn werden sollte, wurde sie von Anfang an aus der Verstrickung aller Menschen in Schuld und Tod herausgenommen. Mit ihr beginnt Gott sein neues Konzept mit dem Menschen. – Maria, die „Immaculata Conceptio
8. September: Mariä Geburt
Der Name Mirjam kommt vielleicht aus Ägypten, und dann könnte er bedeuten: Die von Jahwe Geliebte. Maria ist von Anfang an von Gott geliebt und in seinen Heilsplan einbezogen.
25. März: Mariä Verkündigung
Der Engel Gabriel bringt die Botschaft von der Zumutung Gottes, dass Maria, eine junge Frau aus einem Dorf in einem abgelegenen Winkel der Welt, die Mutter des Messias werden sollte aus der Kraft des Heiligen Geistes. Und Maria geht auf diese Zumutung ein: „Siehe, ich bin die Dienerin des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort.
2. Juli: Mariä Heimsuchung
Nachdem sie die Botschaft des Engels empfangen hat, besucht Maria ihre Base Elisabeth, die im vorgerückten Alter auch schwanger geworden ist, sie wird Mutter des Vorläufers Jesu, Johannes des Täufers. Elisabeth preist Maria: „Selig, die du geglaubt hast, was der Herr dir sagen ließ.“ Und Maria antwortet mit dem Gesang des Magnifikat, das wir täglich in der Vesper singen: „Meine Seele preist die Größe des Herrn!“
1. Januar: Hochfest der Gottesmutter Maria
Maria hat Jesus geboren. Die Geschehnisse der Heiligen Nacht klingen noch in ihr nach. Langsam begreift sie, was es bedeutet, Mutter des Herrn zu sein. Maria staunt über die Worte der Hirten und der Engel. „Maria bewegte alle diese Worte in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“
2. Februar: Darstellung des Herrn – Mariä Lichtmess
Maria, die Christusträgerin, trägt den Herrn der Welt in seinen Tempel. Der greise Simeon preist Jesus als das Licht der Heiden und freut sich, dass er ihn noch erblicken darf: Meine Augen haben das Heil gesehen. Maria aber erklärt er, dass ihr ein dornenreicher Weg bevorsteht. „Ein Schwert wird deine Seele durchdringen.“
15. September: Fest der sieben Schmerzen Mariens
Maria begreift endgültig, dass der Weg zur Erlösung durch Schmerz und Tod geht. Sie geht diesen Weg mit Jesus. Sie wird solidarisch mit allen Müttern der Welt, die um ihre Kinder weinen. So wird sie zur Trösterin der Betrübten.
15. August: Mariä Aufnahme in den Himmel
Maria wird als erster aller Entschlafenen die volle Erlösung durch Christus zuteil: Er will, dass seine Mutter da ist, wo auch er ist, vollendet bei Gott und doch ganz da für die Menschen.
31. Mai: – Unsere Liebe Frau von Lichtenthal – Die Schlüsselmuttergottes
Das älteste bekannte Mariengebet aus dem 4. Jahrhundert beginnt: „Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir, o heilige Gottesmutter“. Mit diesem Gebet beschließen wir jeden Morgen die Laudes. Wir verehren Maria als unsere Schutzpatronin, die unserem Kloster seit Beginn beigestanden hat und geholfen hat, alle Gefährdungen durchzustehen.