Spiritualität der Zisterzienser

Das Leben im Kloster ist ein Weg zu Gott. Die Regel des heiligen Benedikt von Nursia gibt uns die nötige Orientierung auf diesem Weg. Im Prolog der Regel heißt es: „Seht doch, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben. Gehen wir unter der Führung des Evangeliums seine Wege, damit wir ihn schauen dürfen, der uns in sein Reich gerufen hat.“ (Prolog 20/21)

Das gemeinsame Beten und Singen der Psalmen im Stundengebet, das meditative Lesen der Heiligen Schrift – die Lectio Divina – und der Schriften des Zisterzienserordens sowie auch das Vorbild der Heiligen führen uns nach innen, dorthin, wo wir die Stimme des Herrn vernehmen, der uns in seine Nähe ruft. Diese Sehnsucht nach Gott brachte schon vor fast 3000 Jahren das Volk Israel in den Psalmen Ausdruck, die auch heute noch das Gebet der Kirche sind:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich,
meine Seele dürstet nach dir.
Nach dir schmachtet mein Leib
wie dürres lechzendes Land ohne Wasser.
Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum,
um deine Macht und Herrlichkeit zu sehen.
Denn deine Huld ist besser als das Leben;
darum preisen dich meine Lippen.
Ich will dich rühmen mein Leben lang,
in deinem Namen die Hände erheben.“

(Psalm 63, 2-5)

Der Zisterzienserorden entstand Ende des 11. Jahrhunderts in Burgund. Eine Gruppe von Mönchen zog 1098 aus ihrem Kloster Molesme aus, um in der Einsamkeit von Cîteaux die Regel des hl. Benedikt in ihrer ursprünglichen Strenge zu befolgen. Die Ordensreform zog zahlreiche neue Mitglieder an, darunter den berühmtesten Heiligen des Ordens, den heiligen Bernhard von Clairvaux. Auch die religiöse Frauenbewegung des Mittelalters führte zur Gründung vieler neuer Klöster, die sehr oft die Spiritualität des Ordens übernahmen und die Gebräuche befolgten, auch wenn sie nicht offiziell zum Orden gehörten. In diesen Klöstern wurde oft eine intensive Frömmigkeit gelebt, die sich in Schriften und in der Kunst widerspiegelte. Zur besonderen spirituellen Ausrichtung der Zisterzienser gehört die Marienverehrung. Alle Kirchen des Ordens sind dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht, so auch die Klosterkirche in Lichtenthal.